Von den Eishöhlen des Nigardsbreen


Wenn ich die Augen schließe und verharre, weiß ich mich plötzlich unseren Urahnen nah, die tausende von Jahren vor meiner kleinen Existenz akkurat von den gleichen Klangwelten umgeben waren,  die die ins Universum hin offenen archaischen Landschaftsräume erfüllen.

Was für ein Konzert aus Rauschen, Gurgeln, Knistern und Knacken des Eises und dem Herabtropfen, manchmal in den Eishöhlen zu wahren  Regengüssen anschwellenden und machtvoll abfließenden Eiswassermassen, die gleichsam von Vergehen und Unwiederbringlichkeit künden.

Und so erfüllend und beglückend Erleben in Zweisamkeit sein kann, bedarf es doch, wenn ich mich als gestaltender Augenmensch, ganz dem Gesehenen in Ausschließlichkeit, im Dialog mit der Landschaft hingeben will, des Alleinseins, welches der Mensch jedoch dann wiederum nur erträgt, wenn er sich auf der anderen Seite der Zweisamkeit und der Menschenwärme anderen Ortes gewiss sein kann.

Zurück in der Gegenwart verhilft mir nun die intensive filmische und fotografische Arbeit, die immer wieder aufsteigenden Wellen von nicht unberechtigter Angst zurückzudrängen.

Ich ärgere mich, dass ich aus Gründen der Gewichtsersparnis und in der Annahme, dass ich sie nicht brauche, die Drohne, die mir schon so reiches Material bei den früheren Begegnungen am Nigardsbreen geschenkt hat, versäumt habe, mitzunehmen.

Geplantes und Erwartetes erweisen sich so oft als hinfällig.
Alles  ist immer wieder anders und unverhofft.

Wenn man filmisch dokumentarisch denkt, bedarf es natürlich auch der betrachtenden Einbindung des Akteurs, welche der zweiten Kamera, einer Drohne oder am besten der kundigen Begleitperson zufällt.

So finden in meinen Videos punktuell auch immer wieder filmische Sequenzen, die mich abbilden, Verwendung, die der Hand meiner jeweiligen Begleitung entstammen.

Nun werden mir, fern jeden menschlichen Gestaltungsdranges , in gewaltige Urlandschaften von archaischem Zauber, Bilderlebnisse und Augenfreuden geschenkt, in Lichtsituationen,  die ich so nie erwarten und schon gar nicht hätte herbeiführen können.

Nach stundenlangem rauschhaften Fotografieren und Filmen klettere ich wieder hangabwärts, völlig erschöpft und an der Grenze meiner physischen Leistungsfähigkeit, doch erfüllt und glücklich zurück in die Menschenwelt und in die schützende, Nahrung und Sicherheit verheißende Behaglichkeit meines Trailers.

Doch seht selbst.

Das Auge des Betrachters mag in dem kleinen Film imposantere Ansichten finden, als die, die mir mit Worten zu beschreiben möglich wären.